Spiel mir das Lied vom Leben

Während sich dieses Jahr am 9. November die Reichsprogromnacht zum 85. Mal jährt und sich seit dem Beginn des Krieges am Gazastreifen ein erstarkender Antisemitismus auch in Deutschland bemerkbar macht, hat sich die Q2 am AEG mit dem Holocaust auseinandergesetzt.
Sowohl im Fach Geschichte als auch im Fach Pädagogik ist die Beschäftigung mit der NS-Vergangenheit in der Oberstufe vorgesehen. Um den Schüler:innen ein besseres Verständnis zu ermöglichen und die Historie greifbarer zu machen, ist die Q2 eingeladen worden, sich mit der Biografie eines Zeitzeugen im Speziellen zu beschäftigen. Auch wenn viele Zeitzeugen heute nicht mehr leben, hat Angela Krumpen, Autorin und Radiomoderatorin, einen Weg gefunden, einen „Jungen von Schindlers Liste“ auch nach seinem Tod noch zu Wort kommen zu lassen.
Es geht um Jerzy Gross (✝2014), ein Holocaust-Überlebender und vor seinem Tod letzter noch lebender „Schindlerjude“ in Deutschland. Vor circa fünfzehn Jahren stellte Angela Krumpen den Kontakt zwischen Jerzy und der damals 11-jährigen Judith Stapf her, die als junges, hoffnungsvolles Geigentalent die Geschichte hinter der Filmmusik von „Schindlers Liste“ kennenlernen und verstehen wollte, um sie zu spielen. So arbeitete das Trio gemeinsam Jerzys Vergangenheit auf, besuchte unter anderem die Orte, an denen Jerzy sich zu Zeiten des Ghettos aufhielt, und sprach über sein Erleben – „damals und heute“.

Bevor die Q2 Jerzy und seine Geschichte kennenlernen sollte, wurde am 30.10.2023 gemeinsam der Film „Schindlers Liste“ angesehen. Eine Woche später stand der Besuch von Frau Krumpen an: Gemeinsam mit Paul Rosner, einem jüdischen, in der Ukraine geborenen Geiger, lud sie die Q2 am 02.11.2023 in das AEF ein, um Jerzys „Geschichte vom (Über-) Leben“ aus der Perspektive von Jerzy wie Judith zu erzählen. Dabei berichtete sie mithilfe ihres Buches, das Aussagen von Jerzy und Judith enthält, sowie Filmausschnitten, sodass die Q2 Jerzy persönlich sprechen hören und seine Geschichte durch seine eigenen Erzählungen mitempfinden konnte. Paul Rosner untermalte das Ereignis mit seiner Geige und gewährte damit nicht nur einen Einblick in jüdische Volksmusik, sondern auch in die Gefühle damaliger und heutiger Jüd:innen – wie Jerzy und ihn selbst.
„So konnte man die Geschichte hinter dem Film kennenlernen, das hat es persönlicher und echter gemacht und erklärt noch einmal, warum wir das Thema im Unterricht behandeln, obwohl es so lange her ist“, erzählt Hannah nach der Veranstaltung. Besonders beeindruckt hat sie der Besuch von Jerzys Sohn Gregor mit seiner Frau Edi, die überraschend nach Kaarst kamen, um an der Veranstaltung teilhaben zu können. Victoria stimmt ihr zu. Frau Krumpen habe es geschafft, die Geschichte aus einer anderen, jugendlichen und sehr persönlichen Sicht zu erzählen, und mit den Bildern, Videobeiträgen und vorgelesenen Geschichten sehr berührende und bewegende Momente hergestellt. „Ich finde, das sollte jedes Jahr für die Q2 stattfinden“, sagt sie.
Besonders wichtig war es Frau Krumpen und Paul Rosner, der die Geschehnisse des Holocaust mit seinen derzeitigen Erfahrungen (seit dem 07. Oktober 2023) verband, zu betonen, dass wir heute keine Schuld an den damaligen Ereignissen tragen, sondern die Verantwortung, dass sich so etwas wie der Holocaust nicht noch einmal wiederhole.
C. Beckers

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